Die betriebliche Altersversorgung in Deutschland muss einfacher und transparenter werden

Fachtagung der Pensions-Akademie: Die betriebliche Altersversorgung in Deutschland muss einfacher und transparenter werden
  • Thomas Schäfer, hessischer Finanzminister: „Betriebsrentenstärkungsgesetz wichtiger Schritt; Erfolg hängt aber nicht allein von monetären Faktoren ab“
  • Volker Rode, Mittelstandsvereinigung Main-Kinzig-Kreis:  „Mittelstand braucht eine unkomplizierte und für alle nachvollziehende bAV-Welt;  er verfügt oft nicht über die Zeit, um sich intensiv mit dem unübersichtlichen Thema bAV zu beschäftigen“
  • Robert Müller, S-PensionsManagement GmbH: „Vielfältige Neuerungen machen bAV komplexer. Digitalisierung daher wichtige Rolle in der bAV“
  • Andreas Fritz, PKDW und Beirat der Pensions-Akademie: „Richtige digitale Ansprache für jugendliche Zielgruppe finden, um frühzeitig für Thema Rente zu sensibilisieren“
  • Jürgen Scharfenorth, Vorstand der Pensions-Akademie: „Transparenz und einfache Lösung dringend notwendig“
  • Podiumsdiskussion von Jugendvertretern zeigt Stimmungsbild: Thema Rente bei Jugend nicht präsent. Marcus Ewald, Junger Wirtschaftsrat, begründete: „Es fehlt an Vergleichbarkeit und Transparenz und es herrscht zu viel Bürokratie“.

Die betriebliche Altersversorgung (bAV) in Deutschland bedarf einer grundlegenden Veränderung. Denn noch immer ist der Verbreitungsgrad im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr gering. Dies gilt insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen und vor allem bei der jüngeren Generation. Eine wesentliche Hürde ist die hohe Komplexität der bAV und die fehlende Transparenz, so der Konsens der weiterführenden Fachtagung der Pensions-Akademie, der Denkfabrik und Plattform der betrieblichen Altersversorgung. In deren Rahmen haben über 80 Vertreter von Einrichtungen der bAV, Politik und Wissenschaft über die Zukunft der bAV in Deutschland, die Herausforderungen für den Mittelstand und für die jugendliche Zielgruppe sowie über Chancen der Digitalisierung diskutiert.

Die Bundesregierung hat mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG), das am 1. Januar 2018 in Kraft tritt, eine Reform der deutschen bAV gewagt. Dadurch soll die bAV in Deutschland gestärkt und die Verbreitung bei kleinen und mittleren Unternehmen sowie bei Beschäftigten aller Einkommensstufen erhöht werden. „Mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz sind wir in der betrieblichen Altersversorgung einen wichtigen Schritt vorangekommen“, kommentierte der hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer die neuen gesetzlichen Regelungen auf der Fachtagung der Pensions-Akademie in Frankfurt. Seiner Ansicht nach haben die Beschäftigten durch den Verzicht auf Garantien nun die Chance auf mehr Rendite. Er schränkte allerdings ein: „Wir sind noch lange nicht am Ziel. Gerade für die Beschäftigten in den kleinen, vielfach nicht tarifgebundenen Unternehmen wird das Betriebsrentenstärkungsgesetz aufgrund der Anknüpfung an Tarifverträge kaum Wirkung entfalten.“ Auch hänge der Erfolg des BRSG Dr. Schäfer zufolge nicht allein von monetären Faktoren ab, sondern müsse unter anderem einfacher gestaltet werden.

Volker Rode, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung Main-Kinzig-Kreis, kommentierte, „Für den kleinen Unternehmer bleibt oft nicht die Zeit, um sich intensiv mit dem Thema bAV zu beschäftigen – so sieht die Praxis aus.“  Um eine größere  Verbreitung der bAV zu erzielen, müssen greifbare und verständliche bAV Lösungen konzipiert und angeboten werden.

Robert Müller von der S-PensionsManagement GmbH, dem bAV-Anbieter der Sparkassen-Finanzgruppe, betonte auf der Fachtagung, dass die gesetzlichen Neuregelungen zu einer höheren Komplexität führen werden, bei gleichzeitig steigenden Kostendruck.  Die Digitalisierung ist deshalb seiner Ansicht nach zukünftig von zentraler Bedeutung für die bAV. „Dies ist nicht nur mit Blick auf die Jugend wichtig, die eine digitale Ansprache erwarten wird, sondern auch, um die Komplexität für Arbeitgeber und Arbeitnehmer und die Prozesskosten zu reduzieren“, begründete Müller.

Dabei ergänzte Andreas Fritz, Vorstand der PKDW (Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft VVaG) und Beirat der Pensions-Akademie: „Mit Blick auf die jugendliche Zielgruppe liegt heute eine der wesentlichen Herausforderungen darin, für diese die richtige digitale Ansprache zu finden, um sie möglichst frühzeitig für das Thema des Aufbaus einer zusätzlichen Absicherung im Alter zu sensibilisieren und entsprechende Handlungsbedarfe zu erzeugen.“  Auch Jürgen Scharfenorth, Vorstand der Pensions-Akademie, zufolge müssten dringend Transparenz geschaffen und einfache Lösungen angeboten werden, um insbesondere die kleineren Unternehmen und deren Arbeitnehmer gewinnen zu können.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der Fachtagung wurde von Jugendvertretern der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), der IG Metall sowie von Jungpolitikern das aktuelle Stimmungsbild bei der jungen Generation zum Thema bAV aufgezeigt. Insgesamt sei das Thema Rente bei der Jugend wegen der Komplexität nicht präsent, so Marcus Ewald, Bundesvorsitzender des Jungen Wirtschaftsrats. Er ergänzte: „Es fehlt an Vergleichbarkeit und Transparenz und es herrscht zu viel Bürokratie.  Die Jugend muss mehr mit einbezogen werden, um schon früh die Motivation zu fördern, an diese Systeme zu glauben und auch einzuzahlen.“

Für Georg Wässa von den Jungen Liberalen Frankfurt sind die Änderungen durch das BRSG ein wichtiger, wenn auch nicht ausreichender Schritt für eine weitere Verbreitung der Betriebsrenten. „Was jedoch als großer Kritikpunkt stehen bleibt, ist die hohe Komplexität der bAV, welche diese für KMU, in denen die Mehrzahl der Arbeitnehmer beschäftigt sind, besonders unattraktiv macht“, sagte Wässa. Die bürokratischen und steuerlichen Hürden der bAV seien für kleine und mittlere Unternehmen nicht zu stemmen oder nur mit erheblichem Aufwand zu bewerkstelligen. Wässa fügte hinzu: „Somit erleben wir zurzeit ein bAV-System, welches Großunternehmen und deren Mitarbeiter deutlich bevorzugt.“

Der nächste Senior Round Table ist für den 15. November 2017 vorgesehen. Nähere Informationen folgen.

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